Tibia Rezension

Tibia Rezension


Tibia, 38. Jahrgang, Heft 2/2013, S. 471-472

Karlheinz Stockhausen: In Freundschaft


Geesche Geddert (Blockflöte), Edurne Santos (Fagott),
Christine Chapman (Horn) und Heiko Maschmann (Kontrabass)
Stockhausen-Verlag, Kürthen 2012, 1 CD, Stockhausen 101


In Freundschaft von Karheinz Stockhausen ist ein Zyklus von über einem Dutzend für verschiedenste Instrumente konzipierten Solostücken, die in loser Folge seit 1977 entstanden sind.
Zunächst für Klarinette geschrieben, folgten bald erste Transkriptionen bzw. Umarbeitungen, die nicht selten in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Interpreten entstanden. Die Version für Blockflöte wurde von Geesche Geddert angeregt und 1984 uraufgeführt. Die Blockflötistin spielte das Stück nun auch selbst ein im Zuge der CD-Gesamtausgabe von Stockhausens Werken. Auf CD 101 dieser Serie ist die Version mit Blockflöte neben jenen für Fagott, Horn und Kontrabass zu hören – eine interessante Konstellation, denn Tonhöhe, Klangfarben und Möglichkeiten der instrumentenspezifischen Parameter, wie Artikulation oder Dynamik, lassen trotz gleicher Strukturen die Stücke in jeweils neuem Licht erscheinen. Das Stück selbst ist äußerst komplex gebaut; eine ausführliche Analyse hat Stockhausen selbst auf einer Text-CD veröffentlicht. Er beschreibt es als dreischichtige, horizontale Polyphonie, die eine besondere Kunst des Hörens verlange. So werden die einzelnen Glieder in den veschiedenen Schichten be- oder entschleunigt, gespiegelt, vertauscht; sie gehen chromatisch aufeinander zu und vereinigen sich. Zwei Kadenzen (beim ersten Mal "frei", beim zweiten Mal "vehement-glücklich") unterbrechen diese strenge Struktur. Geesche Geddert (Blockflöte), Edurne Santos (Fagott), Christine Chapman (Horn) und Heiko Maschmann (Kontrabass) schaffen das Einspinnen in diese verwobenen Strukturen mit Durchsicht und klanglicher Schönheit, die die kompositorische Dichte dieses Werks auch mit spürbarem Engagement füllen.


Regina Himmelbauer


Heiko Maschmann wurde 1967 in Neustadt an der Ostsee geboren und spielte zunächst Klavier und Orgel. Erst im Alter von 17 Jahren begann er mit dem Kontrabaßspiel. Bereits nach 18 Monaten wurde er als Jungstudent in die Musikhochschule Lübeck aufgenommen. Dort absolvierte er auch von 1987 bis 1991 sein Haupstudium bei Prof . Jörg Linowitzki (Linos Ensemble, NDR-Sinfonieorchester). Anschließend wechselte er zu Prof. Wolfgang Güttler (Berliner Philharmoniker, Sinfonieorchester des SWR, Trio Basso).